Ist Autismus eine Krankheit?

Wie wird die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) definiert?

Was ist Autismus?

Autismus ist eine komplexe Störung des zentralen Nervensystems, besonders im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung. Dies ist die Ursache für Autismus. Gemäss der internationalen Klassifikation der Krankheiten ist Autismus eine lebenslange, tiefgreifende neurologische Entwicklungsstörung. Oft wird die Diagnose vor dem dritten Lebensjahr gestellt, weil man dann beobachten kann, dass die betroffenen Kinder sich anders verhalten und auch anders auf Umwelteinflüsse reagieren als neurotypische im gleichen Alter.

Geht Autismus wieder weg, wie ein Schnupfen?

Nein, Autismus ist eine tiefgreifende Störung der Entwicklung des Gehirns und wurde früher in die drei Kategorien; frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus und Asperger-Syndrom eingeteilt. Heutzutage wird bei der Diagnose nicht mehr unterschieden, es werden alle dem Begriff Autismus-Spektrum-Störung zugeteilt. Mit dem Begriff Spektrum ist ein Bild, eine Erscheinung oder eine Bandbreite von Diagnosen gemeint, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.


Begleiterkrankungen bei ASS

Autismus ist eine neurologische Entwicklungsvariante, die oft nicht einzeln, für sich alleine auftritt. Viele Menschen die im Autismus Spektrum sind haben zusätzlich andere psychische- oder neurologische Erkrankungen, die ihren Alltag und ihr Wohlbefinden beeinflussen können. Diese Begleiterkrankungen können von Person zu Person verschieden sein, treten jedoch bei Autismus oftmals auf.

Zu den häufigsten Begleiterkrankungen gehören:

  • Psychosen: Veränderungen im Denken und in der Wahrnehmung, die unter anderem mit Halluzinationen oder Wahnvorstellungen einhergehen können.
  • Depressionen: Anhaltende Niedergeschlagenheit, Interessenverlust und Energielosigkeit, die das tägliche Leben stark belasten können.
  • Zwangsstörungen: Wiederholte, unkontrollierbare Gedanken (Zwänge) oder Handlungen (ritualisierte Abläufe), die Betroffene als belastend empfinden.
  • Angststörungen: Übermässige Sorgen, soziale Ängste oder Panikattacken, die oft mit Reizüberflutung oder Unsicherheiten im sozialen Umgang zusammenhängen.
  • Schlafstörungen: Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, die zu Erschöpfung und Konzentrationsschwierigkeiten führen können.
  • Essstörungen: Schwierigkeiten im Essverhalten, sei es durch selektive Ernährung, sensorische Überempfindlichkeit oder eine gestörte Körperwahrnehmung.
  • Mutismus: Unfähigkeit oder starke Hemmung zu sprechen, insbesondere in sozialen Situationen, obwohl die sprachlichen Fähigkeiten grundsätzlich vorhanden sind.
  • Gesichtsblindheit (Prosopagnosie): Schwierigkeiten, Gesichter wiederzuerkennen, selbst von vertrauten Personen, was die soziale Interaktion erschweren kann.

Zusätzlich gibt es Erkrankungen, die nicht direkt zu den Begleiterkrankungen zählen, aber viele Gemeinsamkeiten mit Autismus aufweisen. Ein bekanntes Beispiel ist ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). Menschen mit ADHS haben oft ähnliche Herausforderungen in der Reizverarbeitung, Impulskontrolle und Alltagsstrukturierung. In vielen Fällen treten Autismus und ADHS gemeinsam auf, wodurch eine genaue Diagnose und gezielte Unterstützung besonders wichtig sind.

Da Begleiterkrankungen die Lebensqualität stark beeinflussen können, ist es entscheidend, sie frühzeitig zu erkennen und individuell passende Hilfestellungen zu finden. Eine fachgerechte Diagnose und Unterstützung können den Umgang mit diesen zusätzlichen Herausforderungen erleichtern.


Welche Essstörungen sind bei Autismus möglich?

Bei Menschen mit Autismus können verschiedene Essstörungen auftreten, oft im Zusammenhang mit den spezifischen Merkmalen des Autismus und den individuellen Bedürfnissen und Verhaltensweisen der betroffenen Person. Einige der häufigsten Essstörungen bei Autismus sind:

Selektive Essstörung (SEW): Menschen mit Autismus können oft sehr selektiv sein in Bezug auf die Nahrungsmittel, die sie akzeptieren. Dies kann zu einer eingeschränkten Auswahl an Nahrungsmitteln führen, die sie konsumieren, was zu ernährungsbedingten Problemen und Mangelernährung führen kann.

Sensorische Empfindlichkeiten: Viele Menschen mit Autismus haben sensorische Empfindlichkeiten, die sie empfindlicher auf bestimmte Texturen, Geschmäcker oder Gerüche von Lebensmitteln reagieren lassen. Dies kann dazu führen, dass sie bestimmte Nahrungsmittel ablehnen oder sich weigern, sie zu essen.

Ritualisiertes Essverhalten: Einige Personen mit Autismus zeigen ritualisiertes Essverhalten, wie zum Beispiel das Essen bestimmter Lebensmittel in einer bestimmten Reihenfolge oder das Bedürfnis nach einem festen Essenszeitplan. Veränderungen in diesem Ritual können zu erheblichem Stress führen.

Essstörungen im Zusammenhang mit Ko-Morbiditäten: Menschen mit Autismus haben oft auch andere psychische Gesundheitsprobleme wie Angststörungen oder Zwangsstörungen, die sich auf ihr Essverhalten auswirken können. Zum Beispiel können Angstzustände das Essverhalten beeinflussen und zu Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Menschen mit Autismus Essstörungen entwickeln, aber für diejenigen, die betroffen sind, kann dies zu erheblichen Herausforderungen führen. Eine frühzeitige Erkennung und Unterstützung durch Fachleute im Bereich der Autismus-Behandlung und Ernährung ist entscheidend, um mögliche Probleme zu identifizieren und angemessene Interventionen bereitzustellen.


Was ist eine Krankheit?

Eine Krankheit tritt auf, wenn jemand nicht im Zustand der Gesundheit ist. Der Schweregrad der Erkrankung variiert je nach individueller Situation. Nachdem eine Krankheit diagnostiziert wurde, stellt sich oft die Frage, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um sie zu behandeln und zu heilen. Dies kann durch die Verabreichung von Medikamenten oder die Durchführung von Therapien erfolgen, mit dem Ziel, die vollständige Genesung zu erreichen.

Gibt es eine Pille gegen Autismus?

Da die exakte Ursache für Autismus bislang noch nicht bekannt ist, kann es auch kein Medikament gegen Autismus geben. Autismus ist keine Krankheit, die irgendwann weg ist. Es ist und bleibt eine bleibende Andersartigkeit des Gehirns.


Wie ist es, wenn man Autist ist?

Da ich bereits mein Leben lang mit meinem Gehirn lebe- und auch weiter damit leben muss oder darf, kann ich persönlich auch nicht sagen, wie es sich anfühlt, wenn man ein Gehirn einer nicht-ASS-Person hat.

Autismus ist für mich normal!
Für mich ist die Tatsache, dass ich im Spektrum lebe ein Normalzustand, der nicht geändert werden muss.

Kann ein Autist soziale Umgangsformen lernen?
In all den Jahren habe ich sehr viel über das soziale Verhalten meiner Mitmenschen gelernt und mich in immens vielen Dingen so weit verbessert, dass die meisten Leute in meinem Umfeld problemlos mit mir zurechtkommen.

Ist es anstrengend, wenn man Autist ist?
Soziale Interaktionen bedeuten für mich immer zusätzliche Mehraufwände, die oft sehr viel Geduld, Kraft und Energie kosten, damit ich als “normal” durchgehe. Wie es in mir drin aussieht und wie anstrengend ich manche “normalen”, “sozialen” Personen finde, sieht man mir nicht an.


Die „Normalen“ könnten sich mir, dem „Autisten“, auch anpassen.
Da ich mich sehr bemühe, mich “verstelle” und “maskiere” (Masking) um den “Normalen” gerecht zu werden, wünschte ich mir als Gegenleistung nur einen kleinen Teil der Anpassungsmöglichkeit von der Mehrheit der Andersartigen zu mir, wie sie mich wahrnehmen, was sie von mir verlangen und wie sie mit mir umgehen.


Möchten Sie wissen, welche Unterstützung am besten zu Iher Situation passt?

Reden wir darüber

Autismus Hilfe Schweiz: individuell, lösungsorientiert und praxisnah.

Nach oben
© 2024 - 2025 autismus-hilfe-schweiz.ch | All Rights Reserved | Impressum | Datenschutz